Die Sommer- und Semesterferien sind nun offiziell vorbei und für die meisten Lehrkräfte dreht sich das Bildungskarussell weiter. Vielleicht tauchten während der ersten Wochen eures Sprachkurses obligatorische Themen auf wie Urlaub, Ausflüge und Standardsprüche darüber, „wie schnell die Ferien vergangen sind“. Es muss nicht immer bei oberflächlichem Interesse und Strandbildern bleiben. Als Nachhilfelehrer hat man oft das Glück, einen Blick in das Leben anderer werfen zu können und unterhaltsame Geschichten mitzuerleben. Hier sind 10 davon, die meine Schüler mit mir diesen Sommer geteilt haben.
Mit einer gewissen Anspannung beobachtete ich Ema, die nach nicht einmal einem Jahr Unterricht sich entschloss, ein Praktikum in Malaga anzunehmen. Es ist natürlich ganz normal, mit A2/B1-Spanisch Respekt vor dieser Aufgabe zu haben und als ihr Spanischlehrer fühlte ich natürlich eine gewisse Verantwortung. Obwohl es für sie kein Zuckerschlecken war und sie Englisch als primäre Kommunikationssprache nutzte, konnte ich sehen, dass sie stolz auf ihr Spanisch war. Ob bei der Kommunikation mit jüngeren Patienten, beim Erlernen der zahnmedizinischen Terminologie oder bei der Suche nach einem verlorenen Paket auf dem Postamt, die Sprache war ihre Stütze und mit der Zeit ein natürlicher Begleiter. Als sie mir begeistert von der präzisen Patiententriage und den Verfahren erzählte, war mir klar, dass es sich gelohnt hatte. So gewann sie eine neue Perspektive und sammelte Erfahrungen, welche sie an einer slowakischen Universität nicht gehabt hätte.
Diesen Sommer habe ich Andrej immer ein wenig geneckt, wenn er während unseres Unterrichts am späten Nachmittag ankündigte, in einer Stunde schlafen gehen zu müssen. Ins Bett wurde er von der Hitze getrieben - Andrej ist nämlich Schweißer und irgendwann war es in der Werkstatt so heiß, dass der Chef ihm vorschlug, den Schichtbeginn nach vorne zu schieben.
Dafür ist er zwei Wochen lang schon um 3:00 Uhr aufgestanden, was für mich als Büronormalo schwer vorstellbar ist. Man kann nur erahnen, wie sich die steigenden Temperaturen der kommenden Jahre auf unsere Leben auswirken werden.
Das Schöne am 1:1-Unterricht ist, dass man nach einer Weile ein solches Vertrauen zu seinen Schülern aufbaut, dass sie sich einem mit ihrem Liebeskummer anvertrauen. „Kennst du nicht die 90-Tage-Regel?“ antwortete Ben, als ich ihn bei Smalltalk nach seiner sommerlichen Beziehungssituation fragte. Denn nach einer (anscheinend unter Jugendlichen bekannten) Regel sollte im Sommer genug Zeit vergangen sein, damit er ehrlich über seine Gefühle zu dem Mädchen sprechen konnte. Als er das nach 4 Monaten Schwärmerei endlich tat, wusste ich, dass es kein Happy-End geben wird, weil sie ihm nur eine zweideutige Antwort gab. Ich erzählte ihm von meinen Dating Fails in ähnlichen Situationen und so halfen wir uns gegenseitig darüber hinwegzukommen.
Auf allen Social-Media-Seiten wurde ich von glitzernden Tiktoks von Taylor Swifts Konzerten aus ganz Europa überschüttet, und sie erreichten mich auch durch eine meiner Schülerinnen. Dank Martina, die über ihre Erfahrungen mit der Eras Tour berichtete, erfuhr ich mehr über die Hintergründe dieses Pop-Wahnsinns: wie das Internet aufgrund von Netzüberlastung auf dem Konzertgelände zusammenbrach, wie die Fans ihre Outfits auswählen und warum manche Leute bereit sind, Hunderte oder sogar Tausende Euros für dieses Spektakel auszugeben.
Bleiben wir noch kurz bei Martina. In diesem Sommer konnte sie neben dem Konzert einer Popdiva auch den Beginn eines neuen Lebensabschnitts von ihrer Bucket List abhaken. Um ihren Traumjob zu bekommen, musste sie durch drei Bewerbungsrunden, aber der Stress hat sich gelohnt. „Bisher war ich es gewohnt, jeden um mich herum zu verstehen, das wird jetzt anders sein, und das macht mich ziemlich nervös“, sagt meine Schülerin, die seit Herbst berufsbedingt in München wohnt. Ich mache mir jedoch keine Sorgen um sie, was die Sprache angeht, und wünsche ihr vor allem, dass die kulturelle und soziale Integration gut klappt.
Dank einer meiner Studentinnen eröffnete sich mir in diesem Sommer eine Perspektive, von der ich bis dato nichts wusste. Tina war bei dem Filmfestival IFF Artf Film in Košice für die Einblendung der Untertitel zuständig. „Aus urheberrechtlichen Gründen wäre es zu teuer gewesen, bereits untertitelte Filme für das Festival zu erwerben“, sagt Tina, deren Aufgabe es war, die Untertitel während der Vorführung live in den Film "einzufügen".
Würdet ihr euch zutrauen, ohne Vorwissen und mit mittelmäßigen Sprachkenntnissen in ein fremdes Land zu reisen? Mit netten Leuten ist alles möglich! Wie Ema begab sich auch Alberto auf eine Auslandsreise mit „nur“ A2/B1-Sprachkenntnissen, und zwar in die Slowakei. Albertos Beweggrund waren seine slowakischen Freunde, die ihren diesjährigen Urlaub daheim verbringen wollten und ihn eingeladen haben. Seine Sprachkenntnisse überraschten nicht nur die Eltern, die kein Englisch sprachen, sondern auch ihn selbst. Und, ich gebe es zu, auch mich, als wir schließlich alle zusammen bei einem Bier in Bratislava landeten. Auf diese Weise gelang es ihm, selbst mit einfachen Gesprächen den Menschen vor Ort nahe zu kommen, was seinen Aufenthalt im Land von Halušky und sozialistischen Plattenbauten unvergesslich machte.
Mit Schülern unter 30 machen ich mich gerne darüber lustig, wer von uns dem Dinosauriastatus näher ist, und gleichzeitig lachen wir darüber, wie hinterher wir eigentlich im Leben sind. Lucía hat diesen Sommer einen Meilenstein erreicht, denn ihre 4 Jahre ältere Schwester brachte das erste Kind der Familie zur Welt und sie wurde somit Tante. Ich errinnere mich noch, wie mein Herz gesprungen ist, als Lucía mir den Grund für ihre kurzfristige Absage mitteilte. Auf die Geburt ihres Neffen haben wir beide schon lange gewartet, und ich freue mich sehr, dass ich im Rahmen meiner Arbeit Zeuge solch freudiger Ereignisse sein darf.
David gehört zu den Schülern, über deren Arbeit ich nur sehr wenig weiß. Als Eisenbahningenieur hatte er die Gelegenheit, an einem Projekt in Norwegen mitzuarbeiten, wovon er mir auch im Unterricht begeistert erzählt hat. Obwohl mir die an den Schienen angebrachten Messgeräte nicht viel sagten, konnte ich mich dank Davids Präsentation für eine Weile in mein geliebtes Skandinavien versetzen lassen. Auch die kultige Oslo-Werbung half dabei und wir konnten sie im Unterricht mit seinen Erfahrungen vergleichen.
Samuels Geschichte gibt mir Hoffnung, auch wenn sie eigentlich banal ist. Als der fünfzehnjährige Schüler mir mitten im Sommer ankündigte, dass er gerade von einem Familien-Campingausflug zurückgekehrt war, wusste ich, dass noch nicht alles verloren ist. Zu wissen, dass es immer noch Familien gibt, die mit ihren Kindern Zeit in der freien Natur verbringen, hat meinen allzu pessimistischen Blick auf die Welt etwas gelindert. Ich bin schon gespannt, welche Geschichten der nächste Sommer mit sich bringen wird!
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