Der richtige Taschenrechner für die Oberstufe

Der richtige Taschenrechner für die Oberstufe

Published on: 31.01.2018 Author: Karl L.

Immer wieder komme ich zu Schülerinnen und Schülern, welche einen unzureichenden Taschenrechner benutzen. Meistens wurde das Gerät vor Jahren in der Unterstufe gemeinschaftlich gekauft. Den Lehrern in der Schule ist die Ausstattung egal, solange kein grafikfähiger oder programmierbarer Taschenrechner benutzt wird. Mit anderen Worten, die Lehrer lassen die Schüler dumm sterben. Diesen alten Taschenrechner fehlen einige wichtige Funktionen, welche den Weg zur Matura entweder erleichtern oder erst ermöglichen. Hier die wichtigsten Features, welche wissenschaftliche Taschenrechner, d. h. keine Grafikrechner und nicht programmierbar, und folglich für die Matura erlaubt sind, haben sollten

Es ist kaum zu glauben, aber es gibt noch immer Taschenrechner, bei denen man nicht zurückscrolen kann, um Eingaben zu überprüfen und zu korrigieren. Ohne diese Funktion ist ein Taschenrechner Schrott.

Gute Taschenrechner haben eine natürliche, mehrzeilige Anzeige. Damit werden Brüche und Hochzahlen so angezeigt, wie man sie aufschreibt und nicht mit Symbolen für einen Bruch oder Potenz. Auch die Ergebnisse können als Bruch dargestellt werden.

Schon in der Unterstufe hilft die Table-Funktion. Man gibt eine Funktion ein, einen Startwert und eine Schrittweite. Die Table-Funktion spukt eine Wertetabelle aus. Das hilft extrem Zeit sparen, wenn man eine Funktion zeichnen muss. Besonders nützlich ist sie, wenn man Winkelfunktionen zu zeichnen hat und die Schrittweite auf Pi/12 stellt. Auch das geht!

Sehr wichtig ist die Möglichkeit, lineare Gleichungssysteme zu berechnen. Das braucht oft lange, um sie zu lösen, und man macht selbst als guter Mathematiker häufig Fehler. Lineare Gleichungssysteme sind für viele Aufgaben essentiell. Es sollte auch mit Matrizen gerechnet und Determinanten berechnet werden können. Meistens ist das an die Fähigkeit, lineare Gleichungssysteme zu lösen, gekoppelt.

Quadratische Gleichungen begleiten einem bis zur Matura auf Schritt und tritt. Ein Taschenrechner sollte das können, ohne das man eine Lösungsformel eintippt. Darüber hinaus sollten Nullstellen von Polynomen bis zum 4. Grad berechnet werden können.

Besonders an HTLs, aber nicht nur dort, haben die Leute mit komplexen Zahlen zu kämpfen. Dabei können gute Taschenrechner fast so gut damit rechnen, wie mit den normalen reelen Zahlen. Einzig Wurzeln von komplexen Zahlen können sie nicht ziehen. Auf jeden Fall ein Muss für eine Rechenhilfe auf dem Weg zur Matura.

Man lernt jahrelang nur mit Zahlen rechnen und plötzlich fällt den Lehrern wieder ein, dass es auch Einheiten gibt. Die Angabe ist z. B. in Meter pro Sekunde und für die Ausgabe ist km/h gefordert. Die wenigsten Leute können sich noch an die vor Jahren gelernte Umrechnung erinnern. Bei einem guten Taschenrechner kein Problem. Es gibt eine umfangreiche Auswahl von umzurechnenden Einheiten.

Für Aufgaben aus der Naturwissenschaft sollten die gängigsten Naturkonstanten abrufbar sein. Das spart Zeit und ist genauer.

Da es viele Taschenrechner auf dem Markt gibt, stelle ich zwei vor, die diese Anforderungen weitestgehend erfüllen und meine Empfehlung verdienen. Dies sind der TI-30XPro und der Casio fx-991-DE X.

Beide haben einige Eigenheiten, welche sie vor dem anderen auszeichnen, aber auch einige Eigenheiten, welche nachteilig sind:

Der TI 30XPro hat ein sehr gutes Speichermanagement. Bei der Berechnung der Funktionswerte mit der Table-Funktion, kann man beliebig scrolen. Auch Werte unter dem Startwert werden ohne weitere Eingabe geliefert. Man scrolt einfach in die andere Rcihtung. Weiters vergisst er die Eingaben auch dann nicht, wenn er ausgeschaltet wurde oder sich selbst ausgeschaltet hat. Hier ist der Casio im Nachteil. Man muss bei einer Wertetabelle auch den Endwert eingeben. Man kann nur diese Werte abrufen. Hat man es sich hinsichtlich Start- und Endwert überlegt, muss man diese neu eingeben. Wenn man zuviele Berechnungen macht, gibt er einen Bereichsfehler an. Schon eine simple quadratische Funktion überfordert den Casio, wenn man eine Schrittweite von 0,1 und Grenzen von 0 bis 5 eingibt. Der TI hat bei derselben Polynomfunktion selbst mit 0,01 keine Probleme. Außerdem vergisst der Casio Eingaben nach dem Ausschalten. Lange Eingaben muss man dann wiederholen und kann nicht einfach zurückscrolen. Aber dafür kann der Casio für zwei Funktionen gleichzeitig eine Wertetabelle aufstellen. Der TI schafft nur eine.

Der Casio hat intern eine Tabellenkalkulation, welche dem TI völlig fehlt. Das gleicht die schlechtere Performance bei der Table-Funktion wieder aus.

Das Casio kommt mit dem umfangreicheren Funktionen. Er kann die Nullstellen bis zu 4. Grades berechnen und Gleichungssysteme bis 4x4 lösen. Beim TI ist jeweils bei 3 Schluss. Mit kolportierten 691 Funktionen lässt der Casio alle Taschenrechner derzeit weit hinter sich. Die anderen schaffen nur rund 500.

Die Ablesbarkeit der Zweit- und Drittbelegung der Tasten beim Casio ist schlecht. Das wird durch Spiegelungen und schlechtem Kontrast verursacht. Der TI ist sehr augenfreundlich. Dafür hat der Casio das Display mit der höheren Auflösung.

Der TI ist sehr eigen, wenn man ein Minus eingibt. Es gibt ein Vorzeichenminus und ein Operatorminus. Wenn man ein Minus eingibt, welches an dieser Stelle falsch ist, wird eine nichtssagende Fehlermeldung ausgegeben. Man muss wissen, dass der Fehler wegen des Minus auftritt. Mit der Zeit lernt man damit umzugehen und die Eingabe danach durchzusuchen, aber es bleibt nervig. Der Casio kennt ebenfalls diese Unterscheidung, macht sich jedoch nichts draus und konvertiert intern in das „richtige“ Minus. Man fragt sich, warum der Casio überhaupt zwei Minus-Tasten hat.

Der Casio hat ein Feature, dass ihn weit über einen wissenschaftlichen Taschenrechner hinaushebt. Man kann sich den Inhalt des Displays als QR-Code anzeigen lassen und kann ihn mittels Smartphone über eine App, welche von Casio gratis zur Verfügung gestellt wird, auslesen. Diese App zeichnet Funktionen wie ein grafikfähiger Taschenrechner. Das kann zwar nicht bei Prüfungen benutzt werden, aber es ist zum Lernen und bei Hausaufgaben absolut nützlich.

Fazit: Der TI verdient für den Schulalltag die leicht bessere Bewertung in der Usability, während der Casio umfangreichere Funktionen zur Verfügung stellt. Die Nachteile/Eigenheiten beider Taschenrechner sind nur geringfügig. Man lernt schnell mit ihnen umzugehen. Trotz mancher Verbesserungen, die ich mir wünsche, gibt es für beide Taschenrechner eine absolute Kaufempfehlung. Sie sind verlässliche und ausreichende Begleiter zur und durch die Matura. Beide sind die Topgeräte ihrer Firmen in dieser Kategorie, man sollte auf keinen Fall eines der weniger leistungsstarken Taschenrechner im jeweiligen Sortiment kaufen, wenn man das Ziel Matura hat.